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Wenn Herkunft zur Hürde wird – wie langjähriger SGB II‑Bezug die Ausbildungschancen Jugendlicher beeinflusst

Jugendliche aus Familien mit dauerhaftem SGB II‑Bezug starten deutlich seltener frühzeitig in Ausbildung oder Beschäftigung. Eine aktuelle Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdeutlicht, wie stark Herkunft und Sozialstatus weiterhin über Lebensverläufe entscheiden – und welche Rolle Jobcenter und begleitende Bildungsangebote dabei spielen können.


Koalitionsvertrag

Strukturelle Nachteile zeigen sich früh


Laut IAB-Studie beginnen lediglich 24 % der Jugendlichen aus langjährig grundsicherungsbeziehenden Haushalten bis zum 19. Lebensjahr eine Ausbildung. Zum Vergleich: Bei Jugendlichen aus Nicht-SGB II-Haushalten sind es 28 %. Auf den ersten Blick scheint der Unterschied gering – doch die Langzeitfolgen sind gravierend. Wer den Berufseinstieg verzögert, verliert nicht nur Zeit, sondern oft auch Anschluss.



Finanzrahmen unter Druck – Kritik trotz Reform


Wie Die Welt (09.07.2025) berichtet, plant der Bundeshaushalt 2026 trotz Reformmaßnahmen Rekordausgaben in der Grundsicherung – rund 45 Milliarden Euro. Damit wird deutlich: Die geplante Reform folgt weniger einem Sparkurs, sondern vor allem einem strukturpolitischen Kurswechsel. Kritik kommt vor allem von Wirtschaftsverbänden und Teilen der Opposition.




Beratung der Jugend im SGB II – mehr als nur Vermittlung


Die Studienautor:innen machen deutlich: Soziale Ungleichheit kumuliert. Dauerhafter SGB II‑Bezug geht häufig einher mit niedrigem Bildungsstand der Eltern, eingeschränkten finanziellen und sozialen Ressourcen, psychischer Belastung und fehlender Bildungsorientierung. Eine wirksame Beratung für Jugendliche im SGB II muss diese Mehrfachbelastung berücksichtigen und individuell ansetzen – oft deutlich vor dem eigentlichen Schulabschluss.



Eine Frage der Chancen – nicht der Fähigkeiten


Die geringeren Ausbildungsquoten erklären sich nicht durch mangelnde Fähigkeiten der Jugendlichen. Vielmehr fehlt es häufig an struktureller Unterstützung, Orientierung und Förderung. Ohne gezielte Hilfen bleiben Potenziale ungenutzt – und ganze Lebensläufe geraten früh ins Hintertreffen.



Fachlicher Handlungsbedarf


Für Fachkräfte in Jobcentern, Jugendberufsagenturen und Bildungsträgern bedeutet das:


Frühes, gezieltes und ganzheitliches Arbeiten mit Jugendlichen aus benachteiligten Haushalten ist zentral. Die Beratung von jungen Erwachsenen im SBG III sollte nicht erst greifen, wenn bereits Perspektivlosigkeit entstanden ist, sondern präventiv wirken – durch Empowerment, Orientierung und verlässliche Begleitung.



Quelle

Brunner, Joshua; Knize, Veronika; Schiele, Maximilian; Wolf, Markus (2025): Kinder aus Haushalten, die über längere Zeit SGB-II-Leistungen beziehen, haben geringere Ausbildungs- und Beschäftigungschancen, In: IAB-Forum 10. Juni 2025, https://iab-forum.de/kinder-aus-haushalten-die-ueber-laengere-zeit-sgb-ii-leistungen-beziehen-haben-geringere-ausbildungs-und-beschaeftigungschancen/, Abrufdatum: 24. July 2025



Ansetzen, bevor Chancen verloren gehen


Für Fachkräfte im Rechtskreis SGB II bedeutet das: Es braucht konkrete, niederschwellige Bildungsangebote, die genau hier ansetzen – bevor Chancen verpasst werden.


Die Praxisakademie SGB II bietet hierzu Schulungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten an, die sich auf die gezielte Begleitung und Unterstützung junger Erwachsener im Leistungsbezug konzentrieren.


Ein besonderes Merkmal: In ausgewählten Formaten, wird die fachliche Begleitung durch eine Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit direkt integriert.


Damit entsteht ein einmaliger Praxisbezug – SGB II- und SGB III-Kompetenz wirken hier gezielt zusammen, um jungen Menschen an einem sensiblen Übergang wirkungsvolle Perspektiven aufzuzeigen.


Aktuelle Seminare:



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